Sprakforsvaret
   

Grußwort VDS Bundesdelegiertenversammlung 150613

Einleitend möchte ich dem Verein Deutsche Sprache für die Einladung zur Teilnahme an der Bundesdelegiertenversammlung herzlich danken. Wir von Språkförsvaret („Sprachwehr“/„Die Verteidigung der Sprache“) sind von der erfolgreichen Tätigkeit des VDS sehr beeindruckt und können viel aus Euren Erfahrungen lernen.


Språkförsvaret begann als private Webseite 2002. 2005 entstand daraus ein Netzwerk. Man hat uns als internetgestützte Lobbyorganisation beschrieben. Unsere Anwesenheit im Internet ist kosteneffektiv och führt auch zu grossem Durchschlag. Früher landete all Briefwechsel mit Behörden und Unternehmen in Ordner und Schubladen. Aber Språkförsvaret veröffenlicht im Prinzip alle Korrespondenz mit Behörden und Unternehmen im Netz, so dass jedermann sie lesen kann. Betreffs sprachbezogener Suchwörter auf Google, haben wir eine starke Stellung.


Als sprachpolitische Plattform verfolgen wir drei Ziele. 1) Wir verteidigen die schwedische Sprache, besonders gegen die Expansion des Englischen; 2) Wir befürworten Vielsprachigkeit und 3) internordisches Sprachverständnis. Somit prioritiert Språkförsvaret sprachliche Statuspflege, den Kampf gegen Domänenverluste.


Bei Gründung unseres Netzwerkes machten wir den Kampf für ein Sprachgesetz zur Hauptaufgabe. Die Situation war absurd; es gab fünf offizielle, geschützte Sprachen von Minderheiten in Schweden, und Schwedisch war Nationalsprache in Finnland, aber nicht in Schweden. Språkförsvaret initiierte eine Pressekampagne, die im Sommer 2005 direkt auf Reichstag und Regierung zielte. Bereits im Herbst 2005 entschieden sich die bürgerlichen Parteien, die Forderung nach einem Sprachgesetz zu unterstützen. Doch bei der Abstimmung im Dezember des gleichen Jahres fehlten einige Stimmen. Die öffentliche Meinung war jedoch so stark, daß die sozialdemokratische Regierung im Frühjahr 2006 versuchte, eine breite Einigung aller Reichstagsparteien für ein Sprachgesetz zu erreichen. Dies mißlang, aber die neue bürgerliche Regierung beschloß 2006, ein neues Sprachgesetz auszuarbeiten. Dieses wurde 2009 vom Reichstag einhellig angenommen.


Das Sprachgesetz war ein wichtiger Schritt nach vorn, obwohl das Gesetz nur Verpflichtungscharakter hat, seine Reichweite begrenzt ist und Bestimmungen für Sanktionen fehlen. Språkförsvarets eigener Entwurf für ein Sprachgesetz, den wir 2006 in pädagogischer Absicht veröffentlichten, geht viel weiter.


Was hat der Kampf für ein Sprachgesetz in Schweden gebracht?


1. Die Sprachsituation vor und nach 2005 unterscheidet sich wie Tag und Nacht – in Schweden sagen wir „Nacht und Tag“ – und das stimmt in diesem Fall besser, vor 2005 war „Nacht“ und nach 2005 „Tag“. Aufgrund aller Debatten stiegen Sprachbewußtsein und Interesse. Sogar eine kommerzielle Sprachzeitschrift („Språktidningen“) mit einer Auflage von 20.000 entstand und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit.
2. Durch das Sprachgesetz wurde sichergestellt, daß schwedische Forscher und Universitätslehrer das Recht haben, Forschungsanträge, Stellenbewerbungen und Anträge auf Beförderung auf schwedisch zu schreiben. Nach 18 Jahren mit Epostadressen auf englisch führte die Regierung 2012 schwedischsprachige Adressen ein. Darüber hinaus macht das Sprachgesetz den Behörden Dampf, mehrsprachige Information herauszugeben.
3. Vermutlich hat das schwedische Sprachgesetz Island inspiriert, ein ähnliches Gesetz anzunehmen. Auch Norwegen hat beschlossen, ein Sprachgesetz vorzulegen.


Es wäre vermessen, das Zustandekommen des Sprachgesetzes als Verdienst von Språkförsvaret zu bezeichnen, aber wir haben dabei zweifellos eine wichtige Rolle gespielt. Zur Zeit widmen wir uns verstärkt dem Kampf gegen den übertriebenen Gebrauch des Englischen in der Werbebranche. Ausdruck dessen ist die Herausgabe unseres jüngsten Buches „Såld på engelska? Om språkval i reklam och marknadsföring“ (Auf Englisch verkauft? Zur Sprachwahl in Werbung und Vermarktung).


Per-Åke Lindblom
15/6 2013